Japan 2019 | Tag 10
Ein langer Tag in Kyoto geht zu Ende. Mit einer guten Portion leckerer Nudeln im Bauch laufe ich durch stille Straßen zu Fuß vom Bahnhof zum Hotel. Wolken sind aufgezogen und es ist ein wenig kühl geworden.
Ganz in der Nähe des Hotels stoße ich auf eine breite Straße. Rechts und links stehen Tore zu zwei interessanten Tempelanlagen. Natürlich längst geschlossen. Wie schade! Ich werde nicht dazu kommen, sie mir anzuschauen. Während ich versuche herauszufinden, wie die Tempel heißen, reißen die Wolken für einen Augenblick auf und ein breiter Vollmond erscheint:
秋風に
たなびく雲の
たえまより
もれ出づる月の
かげのさやけさ
左京大夫顕輔
小倉百人一首
Akikaze ni
tanabiku kumo no
taema yori
More izuru tsuki no
kage no sayakesa
Sakyo no Daibu Akisuke
(1090 – 1155)
Ogura Hyakunin Isshu 79
Der Herbstwind weht,
die Wolken zieh’n.
Durch eine Lücke
scheint der Mond,
so hell und rein.
Sakyo no Daibu Akisukeaus
Hundert Poeten, jeder ein Gedicht , Nr. 79
Meine (sehr freie) Übersetzung